Sigismund Rahmer, Heinrich von Kleist als Mensch und Dichter. Nach neuen
Quellenforschungen (Berlin: Reimer 1909), 434-443
3. Kleist-Collectaneum.
Eine Kleist-Bibliographie, ein Verzeichnis der Kleist-Literatur steht noch aus. Die
Angaben bei Goedecke sind lückenhaft, und auch in den neueren Kleist-Arbeiten findet man
nur eine unvollkommene Übersicht der Arbeiten über Kleist. Auf manche vergessene Arbeit
und auch auf manche Kleistausgabe habe ich im Text dieses Buches und in meinem
Kleist-Problem hingewiesen. Im folgenden stelle ich eine Anzahl Arbeiten und ältere
Artikel in Zeitungen und periodischen Zeitschriften etwa bis in die 70er Jahre zusammen,
aber nur soweit sie nicht bei anderen Autoren benutzt und von ihnen oder von mir bereits
zitiert sind. Meine Übersicht kann natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit
erheben.
1. Der Zuschauer.
Jahrg. 1835. S. 48. Biographische Notiz. <435:>
2. Mainzer
Unterhaltungsblätter 1841 Nr. 191. Der Artikel greift in scharfen und sarkastischen
Worten A. Soltwedel an, der nach einer Aufführung auf der Hamburger Bühne den
Homburg für ewige Zeiten im Theaterrepertoire gestrichen sehen wollte: Kleist mit
seinen veralteten Tendenzen, sagte er, paßt nicht auf die Bühne der Gegenwart. Das
Verständnis Göthes hat ihn vollkommen aufgehoben. Das Käthchen von Heilbronn wird durch
den Götz von Berlichingen, seitdem man zum kritischen Bewußtsein über dieses Stück
gekommen, vollkommen kassiert. Der Subordinationsbegriff des Prinzen von Homburg ist in
den Freiheitsideen eines Egmont untergegangen. Warum die alten Subordinationsideen nun
wieder erneuern?\1\
3. Wiener Sonntagsblätter
III. Jahrg. 1844 S. 890. Aufsatz über Kleist von
Dr. L. A. Frankl.
4. Ergänzungsblätter
November 1846. Auszug aus Bülows Buch.
5. Blätter für literarische
Unterhaltung 1848 Nr. 337. Ausführliche
Besprechung von Bülows Buch.
6. Aus einer Berliner Zeitung
(genauer Titel unbekannt; gedruckt in der Deckerschen Hofbuchdruckerei) 30. März
1849. Feuilleton im Anschluß an die erste Aufführung der Familie
Schroffenstein im Schauspielhaus. Ein interessanter, geistreicher, aber schwer
verständlicher Aufsatz. Mit Bezug auf Tieck heißt es am Schluß: Ob dieses
Schauspiel jenes Nachtgesicht bedeute oder die Familie Schroffenstein;
ob unter dem Dichter, der das Theater kennt obige Pförtnerin gemeint ist, in
der Mönchskutte oder die sündengraue Routine, und ob es überhaupt gut gethan ist, die
Leiche des armen Dichters mit der goldenen, seinem geweihten Sarge
entrissenen <436:> Friedens- und Märtyrerpalme über die Bretter zu peitschen,
wollen wir in einem besonderen Artikel unbeschadet der Verehrung prüfen, die dem
verdienstvollen Dichtergreis gebührt.
7. Beilage zur Donau-Zeitung
1855 Nr. 52. Heinrich von Kleist. Eine eingehende Besprechung der Familie von
Schroffenstein im Anschluß an die erste Aufführung in Laubes Bearbeitung in der
Burg von L. J. Semlitsch. Besonders gelobt Frl. Seebach als Agnes.
8. Monatsschrift für Theater
und Musik. Mai 1855. Großer Aufsatz über H. von Kleists Prinz von
Homburg. Eine literatur-historische Würdigung von Michael Klapp. Am Schluß heißt
es: Wie sollen wir es erklären, daß ein Mann, der so mark- und krafterfülltes Leben in
seinen Werken niedergelegt, ein Mann, dessen Blick ins menschliche Herz so wenig der
Naturwahrheit entbehrte, am Ende zu solchen Resultaten einer krankhaft verpesteten
Lebensanschauung kommen konnte, die ihn in einer Zeit, die mit ihren Kämpfen um die
Freiheit der Nation viel Anregendes für seinen Geist geben konnte, frevlerisch in das
Getriebe der göttlichen Weltordnung eingreifen ließ?
9. Neuigkeiten. Brünn 1856.
Biographischer Abriß unter historischer Erinnerungskalender.
10. Gartenlaube 1858. Leben
und Streben eines deutschen Dichters von Max Ring. Der Aufsatz enthält nichts
Bemerkenswertes und Neues trotz der Fußnote: Wir finden uns zu der Bemerkung veranlaßt,
daß obige Darstellung auf authentischen Überlieferungen beruht, von denen einige hier
zum ersten Male mitgeteilt werden.
11. National-Zeitung, Berlin
1860 Nr. 249. Dichterbriefe, zwei große Feuilletons im Anschluß an die
Veröffentlichung der Ulrike-Briefe.
12. Preußische Zeitung 1860
Nr. 305. Feuilleton über denselben Gegenstand.
13. Theater-Zeitung 1860
Nr. 13. Aufsatz über Kleists Briefwechsel. <437:>
14. Das Vaterland, Wien 1860
Nr. 59. Ein Urteil über Heinrich v. Kleist aus dem Jahre 1808.
Bringt die Ansicht Henr. v. Knebels über den zerbrochenen Krug und Kohlhaas.
15. Linzer Wochen-Bulletin
1860 Nr. 45. Aufsatz: Ein Freundschaftsdienst. Über den Tod Kleists.
16. Wiener Zeitung 1860
Nr. 237. Kleists Prinz Friedr. v. Homburg von B. Ausführlicher, mit
großer Sachkenntnis geschriebener Aufsatz über den Homburg im Anschluß an seine
Wiederaufführung im Burgtheater. Polemik gegen Jul. Schmidt.
17. Rezensionen und Mitteilungen über Theater und Musik
6. Dezbr. 1860. Heinrich von Kleist. Ein Lebensbild von Adolf Zeising in
Fortsetzungen.
18. Didaskalia 1860
Nr. 119. Aufsatz: H. v. Kleists letzte Stunden. Referat nach
Zeisings Aufsatz.
19. Fremdenblatt 1861 Nr.
276. Abdruck des Aufsatzes von Max Ring in der Voss. Zeitung vom Jahre 1861.
20. Über Land und Meer 1861
Nr. 48. Heinrich v. Kleist.
21. Wissenschaftliche Beilage
der Leipziger Zeitung 1862 Nr. 17, 18, 19, 20. Umfangreiche Arbeit, geschrieben den
2. April 1861 von G. Haebler unter dem Titel: Heinrich von Kleist. Ein Protest.
Den Charakter des Aufsatzes verrät der Untertitel und das Motto:
Was ist ein Dichter ohne jene tiefe Harmonie,
Welche dem berauschten Hörer, dessen Ohr und Sinn sie füllt,
Eines reingestimmten Busens innerste Musik enthüllt.
Platen.
Nachdem sich der Verfasser
gegen den Vorwurf der Impietät verwahrt hat, geht er an eine ausführliche Besprechung
und Kritik jedes einzelnen der großen Werke Kleists, wobei er gelegentlich das Leben des
Dichters berührt. Das Resultat seiner weitschweifigen Erörterungen faßt H. am Schlusse
in den folgenden Worten zusammen: Heinrich v. Kleist, als Mensch tadelnswert,
aber gewiß noch mehr zu beklagen, ist als dramatischer Dichter, obwohl keineswegs Göthe
und Schiller ebenbürtig, doch eine reiche Kraft, die aber, und zwar mehr
durch <438:> innere Verstimmung und verwirrendes Lob, als durch Ungunst der
Umstände und Schuld der Nation oder Einzelner, in mannigfachen Härten und Unklarheiten
befangen blieb, bis sie jammervoll unterging. Von seinen dramatischen Werken hat einen
unbedingten Wert für die Nation der zerbrochene Krug; einen hohen Wert für
einen engeren Kreis der Gebildeten haben Amphitryon wegen seiner heiteren
Schönheit, die Hermannsschlacht wegen vieler Züge von herber Erhabenheit,
Penthesilea als geniale Studie. Ein blos psychologisches Interesse haben
die Schroffensteiner; als Experimente, mehr äußerlich angeregt, als aus
innerer Notwendigkeit der Dichterseele hervorgegangen, sind von geringstem Werte
Käthchen von Heilbronn und der Prinz von Homburg. Von diesen
dreien könnte gleichwohl das zweite für die deutsche Bühne wertvoll werden, nur
freilich durch ein gewaltsames Verfahren, während eine Aufführung der
Schroffensteiner fast unmöglich sein würde, Aufführungen des Prinzen
von Homburg nicht für wünschenswert gelten können.
22. Donau-Zeitung 1862
Nr. 163 und 164. Heinrich von Kleists politische Schriften und andere
Nachträge zu seinen Werken. Sehr guter und sachlicher Aufsatz im Anschluß an
Köpkes Buch. Der Aufsatz ist insofern bemerkenswert, als er, soweit ich es übersehen
kann, den einzigen Widerspruch und eine höhnische Kritik des Aufsatzes von Haebler
bringt, den er mit Weißers öffentlicher Seligsprechung im Morgenblatt auf
eine Stufe stellt. Der Aufsatz, unsigniert, ist von Emil Kuh (vgl. Kuhs Brief an Köpke
vom 1. August 1869 in Mitteilungen aus dem Literaturarchiv in Berlin. Neue Folge
I 1909).
23. Österreichische Zeitung
1862 Nr. 22. Aus dem Nachlaß Heinrichs von Kleist. Abdruck aus Köpke.
24. Europa 1862 Nr. 1.
Hinweis auf Köpkes Buch.
25. Süddeutsche Zeitung 1862
Nr. 39. Heinrich von Kleist als Politiker. Großes Feuilleton mit Fortsetzung im
Anschluß an Köpke, weist auf den Zusammenhang des Dichters mit der Zeitgeschichte
hin. <439:>
26. Süddeutsche Zeitung 1862
Nr. 300. Hinweis auf Wilbrandt.
27. Zeitung für Norddeutsche
1862 Nr. 4021. Grabstätte Heinrichs von Kleist. Im wesentlichen Abdruck
von H. Grimms Aufsatz in der Vossischen Zeitung und Aufforderung zur Beteiligung an
der Sammlung.
28. Süddeutsche Zeitung 1862
Nr. 123. Widerspricht dem Aufsatze Grimms in der Vossischen Zeitung und der
Behauptung über den Zustand des Grabes. Seit etwa einem Jahre sei der unwürdige Zustand
beseitigt, und Prinz Friedrich Karl habe sehr gut für das Grab gesorgt.
29. Preußische Jahrbücher
IX 1. Januar 1862. Der bisher unbeachtete Aufsatz ist insofern beachtenswert,
als hier die Ausführungen Steigs (B. K. p. 463f.) über die Benutzung von
Arndts Geist der Zeit durch Kleist vorweggenommen sind.
S. 119 heißt es bei einer
Besprechung des Köpkeschen Buches über Kleist:
,
Kleists (politische) Aufsätze blieben in seiner Mappe, aber noch heut treten sie
nicht zu spät als ein redendes Zeugniß für den Geist jener Tage, als ein ehrendes
Denkmal für das Talent und die Gesinnung des Schriftstellers ans Licht.
Über den
Katechismus der Deutschen Und dennoch, war Kl. in diesen
Aufsätzen nicht durchaus Original. An wen erinnert es uns doch, wenn er in dem
achten, von der Erziehung der Deutschen handelnden Capitel entwickelt, daß der Verstand
der Deutschen durch einige scharfsinnige Lehrer einen Überwitz bekommen habe und daß es
gelte, die alte geheimnißvolle Kraft der Herzen wiederzuerwecken? An wen sonst, als an
denselben Schriftsteller, dessen Worte die Einleitung zu einem folgenden, in der Form
eines Aufrufes gehaltenen kurzen Aufsatz bilden? Die Worte sind nach der Abschrift, in
welcher all diese Stücke Herrn Köpke vorlagen, durch das Citat
G. v. J. S. 13 bezeichnet, und der Herausgeber bekennt, daß er
dieses Citat nicht zu deuten im Stande sei. Irren wir nicht, so tragen diese Aufrufe
in <440:> ihrer ganzen Form die Spuren der Einwirkung von Arndts
prophetischen Mahnungen an die deutsche Nation. Gewiß aber ist es, daß Kleist die
Schriften Arndts gelesen hatte. Denn kurz, nur zwei Buchstaben sind in
dem obigen Citat verschrieben oder verlesen: die angeführte Stelle findet sich fast genau
und buchstäblich auf der dreizehnten Seite des Geistes der Zeit.
30. Europa 1863 Nr. 14.
Heinrich v. Kleist.
31. Illustrierte Zeitung 1863
Nr. 1028. Heinrich von Kleist. Besprechung des Buches von Köhler.
32. Donau-Zeitung 1863
Nr. 66. Kurzer Hinweis auf Wilbrandts Biographie.
33. Bayerische Zeitung 1863
Morgenblatt Nr. 51. Hinweis auf Köhler.
34. Deutsche allgemeine
Zeitung 1863 Beilage zu Nr. 101. Besprechung von Wilbrandts Biographie.
35. Neue freie Presse 1863
Nr. 194. Besprechung von Wilbrandts Biographie. Feuilleton von Emil Kuh. Der
Verfasser erwähnt eine Unterhaltung mit Fr. v. Raumer im vorhergehenden Jahre
über die geheimnisvolle Reise Kleists. Bei dieser Gelegenheit erzählte ihm Raumer die
Äußerung Hardenbergs über einen Aufenthalt Kleists in der Irrenanstalt.
36. Österreichische
Wochenschrift für Wissenschaft, Kunst und öffentliches Leben 1863 I 719. Hieronym.
Lorm: Heinrich v. Kleist und seine Kritiker. Der Aufsatz gehört zu dem Besten, was
zur Charakteristik Kleists und seines dichterischen Schaffens geschrieben worden ist. Lorm
polemisiert hauptsächlich gegen die Tendenz der Literaturhistoriker, Kleist in die
romantische Schule einzureihen. Er betont am Schluß, daß die Kritik dieses
Dichters von seiner Biographie nicht zu trennen ist, und lockend genug ist es, die
gegenseitig sich bedingenden Faktoren der Einigkeit in seiner ganzen Erscheinung zu
bedenken und zu beschreiben. Kleist gehörte nicht zu denjenigen, die wie die Rahel sagt,
kein Schicksal haben, sondern denen nur etwas geschieht. <441:>
37. Blätter für
literarische Unterhaltung 1863 Nr. 15 S. 282. Zur Textreinigung der Werke
Kleists von H. M(oegert).
38. Zarnckes Zentralblatt
1863 S. 667. Über Wilbrandts Biographie.
39. Zarnckes Zentralblatt
1864 S. 41. Über Jul. Schmidts Kleist-Ausgabe.
40. Zarnckes Zentralblatt
1864 S. 729. Kritik von Burkhardts historischem Kohlhaas.
41. Blätter für
literarische Unterhaltung 1864 S. 681. Kritik von Wilbrandts Biographie.
42. Kölnische Zeitung 1864
Nr. 180. Kleists Katechismus der Deutschen. Feuilleton über Köpke,
Hinweis und teilweiser Abdruck aus Schillmann.
43. Neue freie Presse 1864
Nr. 114. Zur KleistLiteratur. Besprechung der Burkhardtschen Schrift von Dr. R.
44. Gartenlaube 1865
Nr. 5. Herzenskämpfe eines deutschen Dichters von Max Ring.
45. Neue Freie Presse 1867
Nr. 895. Heinrich von Kleists Leben und Werke. Feuilleton von M. M. (Moritz
Mandl). Ein sehr guter Aufsatz zur Psychologie Kleists; wiederlegt manches bei Jul.
Schmidt und Wilbrandt.
46. Neue freie Presse 1867
Nr. 1021. Penthesilea, Feuilleton von M. M. mit einer Fortsetzung.
In diesem Jahre sollte das Stück in der Burg aufgeführt werden, mußte aber
wiederum zurückgestellt werden. Der Aufsatz ist ein Beitrag zu den Quellen
der Penthesilea. M. tritt für die Aufführbarkeit des Stückes ein, das er sich in
zwei Akte zerlegt denkt. Hier findet sich auch der im Text (S. 381f.) erwähnte
Hinweis auf den zu erwartenden Brief Kleists an Gentz.
47. Neue freie Presse 1868
Nr. 1340. Von einem germanischen Shakespeare von M. M. Besprechung
der Hermannsschlacht und des Prinzen von Homburg. Wir haben uns vor dem Grabe eines
deutschen Dramatikers, dessen Leben und Ende eine herzzerreißende Tragödie war,
mit <442:> feierlichem Ernste zu fragen, ob mit ihm nicht der germanische
Shakspeare gelebt und mit ihm zu Grabe gegangen, auf dem wir das blühende Märchen
bewahren sollen.
48.
Fremden-Blatt I Beilage 1868 Oktober. Ein vergessenes Dichtergrab. Zur
Erinnerung an den 10. Oktober 1776 von Rob. Weiße.
49. Neue freie Presse 1868
21. November. Zum Gedenktag des Todes. Kurze Notiz mit Hinweis auf Kobersteins
Würdigung Kleists in der IV. Auflage der deutschen Literaturgeschichte.
50. Sonntagsblatt 1869
Nr. 23-26. Heinrich von Kleist.
51. Tagespresse (Wien) 1870
Nr. 105. Feuilleton: Zur Geschichte deutscher Dramatiker. Anlehnung an
Treitschke und Hinweis auf die eben erschienene Biographie von Friedrich
Chr. Dahlmann (I. Band, Leipzig 1870).
52. Deutsche Dichterhalle
1873. Blumenthal über P. Lindaus Veröffentlichung.
Über Heinrich von
Kleists letzte Lebenstage bringen die jüngsten Nummern der Gegenwart einige
sehr interessante Artikel von Paul Lindau. Aus bisher unveröffentlichten Aktenstücken
wird hier über das düstere Ende des genialen Dramatikers manche aufklärungsreiche
Erörterung dargeboten. Und da Lindau das krause Material mit Geschmack und
Geschicklichkeit geordnet, auch manche feinfühlende Bemerkung hinzugefügt hat, so ist
hier der literaturgeschichtlichen Quellenforschung ein entschiedener Dienst geleistet. Nur
hätte Lindau unseres Erachtens manche von den ihm vorliegenden Schriftstücken lieber
zurückbehalten sollen vor allem einen Brief von Kleist, worin sich dieser in
den kindisch überschwänglichsten Interjektionen ergeht, und durch welchen nach Lindaus
eigenem Geständnis mehr der Seelenarzt als der Kritiker herausgefordert wird. Man sollte
doch nie vergessen, daß solche Schriftstücke von Hause aus nicht für die
Öffentlichkeit geschrieben waren: einen Dichter aber den öffentlichen
Blicken <443:> in einer Situation bloßzustellen, in welcher er sich ganz
unbelauscht glaubte und daher arglos einer tollen Augenblickslaune hingab, das scheint uns
allezeit pietätlos und unrühmlich.
53. Neue freie Presse 1875
(27. Januar). Kleists Hermannsschlacht auf der Bühne von Hans Hopfen. S. Text
(S. 308)
54. Fremden-Blatt (Wien) den
10. Oktober 1876. Feuilleton: Heinrich von Kleist zu seinem hundertsten Geburtstag.
Unterschrift fehlt. Ein sehr bemerkenswerter, gut geschriebener Aufsatz.
55. Fremden-Blatt (Wien) den
3. April 1880. Heinrich v. Kleists Fiasko an der Weimarer Hofbühne von
M. Mandl. Anlehnung an Siegens Schrift. Reminiszenz an das gleiche Schicksal von
Grillparzers Lustspiel Weh dem, der lügt.
56. Beilage zur allgemeinen
Zeitung 1882 Nr. 293. Heinrich v. Kleist und Friedrich Hebbel, gelegentlich des
105. Geburtstages des ersteren. Anlehnung an beider Biographie in der allgemeinen
deutschen Biographie von Bamberg.
57. Jahreszeiten II 37. Eine
Kritik, die sehr eingehend Stellung nimmt gegen R. Gottschall (deutsche
Nationalliteratur in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts) und seine Auffassung
Kleists. Polemisiert gegen Gottschalls kleinliche Auffassung des Selbstmords, weiter gegen
L. Tieck, der in seiner Ausgabe Penthesilea nicht aufgenommen hat, schließlich gegen
Gottschalls Auffassung der Todesfurchtszene im Prinzen von Homburg.
58. Die ersten, allerdings
nur mangelhaften und unrichtigen biographischen Daten nach Kleists Tode in einem
lexikographischen Werke finde ich bei Friedr. Raßmann: Deutscher Nekrolog oder
gedrängte Übersicht der verstorbenen deutschen Dichter usw. Nordhausen 1818.
\1\ Solche einfältigen Äußerungen über
Kleist und seine Werke sind in der Presse verhältnismäßig selten. Es ist aber
auffallend, daß die Erwiderung auf solche Angriffe stets nur von Süddeutschland und
hauptsächlich von Österreich ausging.
Emendationen
Unterhaltung] Unterhaltuug D
Mitteilungen] Mitteiluugen D
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