Information zum Pressegespräch vom 26. Oktober 2006 in der Deutschen Nationalbibliothek, Frankfurt am Main

Die Herausgeber der historisch-kritischen Franz Kafka-Ausgabe (FKA) und ihr Verleger haben bei einem Pressegespräch in Frankfurt über die weltweite Reaktion auf die Ablehnung einer Erstförderung der FKA durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) informiert.

Der Offene Brief an den Präsidenten der DFG, in dem um eine faire Begutachtung der FKA und eine Überprüfung des negativen Bescheids gebeten wird, ist inzwischen unterzeichnet worden von über 500 Wissenschaftlern und Autoren, Verlegern, Lesern und »Liebhabern«, darunter den beiden Literatur-Nobelpreisträgern Elfriede Jelinek und JM Coetzee. Die Sammlung von Unterschriften geht weiter.

Herausgeber und Verleger weisen die vom DFG-Fachreferenten am 17. Oktober brieflich mitgeteilten Erläuterungen als fragwürdig und unzureichend zurück und appellieren an die DFG, die Gutachten dem Antragsteller und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So kann erst erkennbar werden, welche wissenschaftlichen Gründe für die Ablehnung des Kafka-Antrags von den Gutachtern tatsächlich geltend gemacht wurden.

Beim DFG-Interview im Deutschlandfunk vom 20. Oktober wurde die Ablehnung der Kafka-Förderung primär aus der Finanzsituation der DFG begründet. Abgesehen davon, dass das Verhältnis im DFG-Etat von geisteswissenschaftlicher gegenüber naturwissenschaftlicher Forschung skandalös ist, vertreten die Herausgeber und der Verleger die Auffassung, dass demnach die Beratung des Antragstellers seitens der DFG unzulänglich war. Wenn die DFG keine geisteswissenschaftlichen Projekte mit Laufzeiten von 12 Jahren mehr fördern will, sollte sie das den Antragstellern vor Einleitung des Begutachtungsverfahrens klipp und klar mitteilen. Beantragt worden war die Finanzierung eines wissenschaftlichen Mitarbeiters und zweier Hilfskräfte für zunächst drei Jahre, Kosten ca. € 70.000.- pro Jahr.

Gemeinsam mit den Unterzeichnern des Offenen Briefs wiederholen die Herausgeber und der Verleger die dringende Bitte an den Präsidenten der DFG um Überprüfung. In diesem Zusammenhang regen sie an, dass sich die DFG an einer Koordination der Mittel für die Historisch-Kritische Kafka-Ausgabe beteiligt. Die FKA ist 1995 in Eigeninitiative von Herausgebern und Verlag begonnen worden. Die jetzt vorliegenden fünf großen Bände (»Der Process«, »Beschreibung eines Kampfes…«, »Oxforder Quarthefte 1 & 2«, »Die Verwandlung«, »Oxforder Oktavhefte 1 & 2«) sind ohne jede öffentliche Förderung erarbeitet und verlegt worden. Es ist jetzt an der Zeit, die FKA endlich ausreichend zu fördern. Für Anregungen, Kontakte und Vorschläge hierzu sind die Herausgeber und der Verleger dankbar.

Roland Reuß, Peter Staengle, KD Wolff