BKA I/2
Fragment aus dem Trauerspiel: Robert Guiskard, Herzog der Normänner
Hrsg. von Roland Reuß in Zusammenarbeit mit Peter Staengle

48 Seiten, geb. im Schuber mit BKB (Brandenburger Kleist-Blätter) 13

Robert Guiskard

Kleists Arbeit an dem Stoff, der dem Fragment zugrundeliegt, ist über einen längeren Zeitraum bezeugt (1802-1808). Schon während der Thuner Zeit scheint sich Kleist mit der Gestalt Guiskards beschäftigt zu haben. Während des Aufenthalts in Weimar und Oßmannstedt bei Christoph Martin Wieland rezitiert Kleist mehrere Szenen aus dem Gedächtnis und muß dabei einen starken Eindruck auf Wieland hinterlassen haben. Dieser schreibt am 10. April 1804 an Georg Wedekind: »Ich gestehe Ihnen, daß ich erstaunt war, und ich glaube nicht zu viel zu sagen, wenn ich Sie versichere: Wenn die Geister des Äschylus, Sophokles und Shakespear sich vereinigten eine Tragödie zu schaffen, so würde das sein was Kleists Tod Guiscards des Normanns, sofern das Ganze demjenigen entspräche, was er mich damals hören ließ.« Auch für die frühe Dresdner Zeit ist durch Berichte Ernst von Pfuels Arbeit an dem Text bezeugt, wobei auffällt, daß Pfuel vom Guiskard als von Kleists »liebstem Trauerspiel« spricht. Dieses Werk ist jedoch nie abgeschlossen worden, und während des Pariser Aufenthalts (Oktober 1803) verbrennt Kleist sogar alles, was er bis dato von seinem Stück ausgearbeitet hatte. Wann Kleist sich erneut mit dem Text auseinandergesetzt hat, ist nicht bekannt. Der Druck im »Phöbus« von 1808 ist alles, was von Kleists Intention realisiert werden konnte. Handschriften und andere Drucke existieren nicht. Die BKA folgt dem Druck von 1808 und bietet außerdem den Abdruck der wohl wichtigsten Quelle für Kleists Beschäftigung mit dem Stoff: den 1797 in Schillers »Horen« erschienenen Text von Karl Wilhelm Ferdinand v. Funck, Robert Guiscard Herzog von Apulien und Calabrien

Die umfangreichen Brandenburger Kleist-Blätter (BKB) 13 enthalten neben einer Interpretation des Textes erstmals sämtliche Dokumente und Zeugnisse zu Kleists Leben und Werk.