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<Friedrich Baron de la Motte Fouqué (Pelegrin)>, Othar’s Brautwerbung, 47-55; darin: Othar’s Bitten, 48f.

Othar’s Bitten.

Jüngling mit den reichen Waffen,
Du in Schmuck und Lieb’ erglühend,
Warum ziehst du, schöner Wandrer,
Schnell herunter vom Gebürge?
„Halte nicht mit deinen Fragen
Den, so Lieb’ und Sehnsucht flügeln.
Kann dir’s nicht die glüh’nde Wange,
Nicht der reiche Schmuck verkünden?
Werbend zieh’ ich fort, Syritha,
Sywald’s Tochter zu begrüßen.“
Armer Knabe gehst so munter,
Kommst so munter nicht zurücke;
Nimmer wird verliebtes Schmeicheln
Deiner Lieben Herz entzünden.—
Doch er hörte nicht die Warnung,
Flog an Allem schnell vorüber,
Stand nun in der hohen Lethra
Vor des Königsschlosses Thüren.
„Wer auf seinem muth’gen Rosse
Hält da bei des Grabens Brücken?“
„Othar bin ich, lieber Wächter.
Viel der reichen Gaben führend,
Komm’ ich, ob Syritha’s Augen
Mich als Freier milde grüßen.“
Gastlich flogen auf die Thore,
Gern des Freiers Zug begünst’gend,
Ach, wenn doch Syritha’s Augen
Gleiche Huld am Jüngling übten!
Auf dem hohen Throne saß sie,
Zarte Ros’ aus Gold erblühend,
Und die Schönheit und die Jugend
Schwebend über ihren Zügen,
Schmiegend sich an ihre Glieder,
Spielend in der Locken Fülle.
Nur des Reizes höchste Lichter,
Nur der Liebe schnellste Führer,
Die gepries’nen Strahlenaugen,
Schlossen fest sich vor dem Kühnen.
Zitternd, glühend, hoffend, zagend
Hub er an mit Schmeichelkünsten:
Auf Ihr Freudebringer,
Jugendliche Sonnen,
Auf, der Welt Gestaltung
Funkelnd zu vergolden,
Sonnen, steigt hervor!
Denn der Liebe Dämm’rung
Kündet nahen Morgen,
Spielt mit Nebelbildern,
Schickt als freud’ge Boten
Lieder Euch entgegen,
Lieder, süßer Wonne,
Süßer Wehmuth voll.
Euch nur gilt ihr Schmeicheln,
Euch nur gilt ihr Locken;
Möchtet nicht erspähen,
Wer am Himmelsbogen,
Frühe Liebeslerche,
Noch in Nacht verborgen,
Euch entgegenflog?
Blickt nur auf, Ihr schönen,
Denn der Jugend Rosen
Blühn auf meinen Wangen,
Und im reichen Chore
Junger Dänenhelden
Prang’ ich, kühn erhoben,
Tanne schlank und groß.
Auf Ihr Freudebringer,
Auf, mich zu vergolden,
Sonnen, steigt hervor! <49:>
Doch der langen Wimpern Schatten,
Des ersehnten Lichtes Hüter,
Lagen still und sonder Regung
Auf der Wange zarten Blüthen.
Othar nun begann von Neuem,
Hoffend dennoch, was er wünschte:
Sterne, wie so lange,
Hinter Nebeln weilend?
Dunkel ist die Nacht,
Freudelos die Haine,
Bang die schwarze Ebne,
All’ in Näh’ und Weite
Banges Grau’n sich lagernd,
Ungewisser Zweifel —
Sterne, kommt herauf!
Daß in Euerm Scheine
Burg und Hütte schimmern,
Auf der Wogen Gleiten
Silberlichter tanzen,
Rings ein froher Reigen,
Huld’gend eurer Macht,
Eure Milde feiernd. —
Alles bleibt verschlossen
An des Himmels Kreisen,
Keine lichte Blicke,
Kein erheiternd Neigen!
Sterne, seid Ihr stolz?
Wollt vor Eures Gleichen
Nur die süßen Strahlen
Hüllenlos entschleiern?
Wohl, so blickt herunter,
Blickt auf ernste Zeichen
Reich in Farben spielend,
Blickt auf edle Steine,
Dieser Erde Sterne,
Die, sich darzureichen
Euern holden Blitzen,
Hier auf Silber gleißen
Und auf rothem Golde,
Künstlich auch verbreitet
Auf gewürkten Decken
Und auf Purpurkleidern.
Sterne, süße Sterne,
Unverhüllt an Reizen
Kommt, ein würd’ges Opfer
Günstig zu bescheinen.
Ach, der langen Wimpern Schatten,
Des ersehnten Lichtes Hüter,
Lagen still und sonder Regung
Auf der Wange zarten Blüthen.
Othar doch begann von Neuem,
Kaum noch hoffend, was er wünschte:
Ob ergrimmten Wogen
Brüllt der Schlachten Zorngeist,
Schiff an Schiff geentert,
Todfeind nah’ dem Todfeind,
Schnellgeworfne Lanze,
Hochgeschwungnes Mordbeil!
Wer von all’ den Kriegern
Prangt in stolzer Hoheit?
Trifft die kühnsten Helden
Aus dem fernen Ostreich?
Wo der feige Krieger,
Den es nicht mit fortreißt,
Wie, voran den Seinen
Er an Feindes Bord steigt?
Wo des Widersachers
Hoch gepries’ner Vortheil?
Viel der Schiffe waren’s,
All’ die Schiffe volkreich,
Doch vor Othar’s Grimme
Schlang sie all’ der Tod ein.
Mädchen lieben Helden,
Drum vom eitlen Wortstreit
Laß ich ab, mit Thaten
Lockend dich zur Hochzeit.
Auf, Ihr süßen Augen!
Helden müßt Ihr hold sein.
Weh! Der langen Wimpern Schatten,
Des ersehnten Lichtes Hüter,
Lagen still und sonder Regung
Auf der Wange zarten Blüthen.
Othar zog von dannen, klagend:
Arge Hoffnung, logst den Wünschen!

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