Richard Samuel, A final word regarding the manuscripts
of Prinz
Friedrich von Homburg, in: German Life and Letters 33
(1979/80), 42-52; darin: 46f.
Ludwig Tieck an Georg Reimer, Ziebingen, 18. 3. 1816
Zibingen, den 18. März 1816
Und noch eine Anfrage: //
Schon früher hört ich, Sie hätten mit H. v. Kleists Novellen kein Glück
gemacht; dieser edle u[nd] unglückliche Autor, der nach meiner Ueberzeugung, unter allen
jungen Dichtern bei weitem der vorzüglichste ist, ist in unserer Zeit nichts weniger als
erkannt, vielleicht, ja wahrscheinlich geschieht es noch. Ich hörte, es wären noch
nachgelassene Dramen von ihm, ich habe mich deshalb an seine Verwandten adressirt, u[nd]
diese sind so gütig gewesen, mir 2 Schauspiele zur Herausgabe anzuvertrauen, die mich
entzückt haben, Herrman; ein Schauspiel, das ganz für die damalige unglückliche Lage
Preuss[en]s gedichtet ist; u[nd] 2) Prinz v. Homburg: ächt vaterländisch u[nd] gross. //
Diesem will ich nun [?] die Fragmente aus dem Phöbus beidrucken lassen, u[nd] in einer
Vorrede das Leben des Dichters (wozu mir meine Freunde u[nd] Verwandten die Materialien
versprochen haben) erzählen, u[nd] kritisch seine Werke anzeigen, u[nd] ihm die Stelle
anzuweisen suchen, die er nach meiner Einsicht verdient. Das Ganze wird einen Band,
vielleicht 2 kleine Bändchen füllen. Ich halte es für meine Pflicht, bei Ihnen zuerst
(24) nachzufragen, ob Sie dieses Werk verlegen wollen, unter dem Titel: Nachgelassene
Werke v[on] H. v. Kleist, herausgegeben u[nd] mit einer Vorrede begleitet v[on] L.
Tieck.
Ich selbst verlange für meine Bemühungen keine andre
Belohnung, als die Freude, etwas Gutes befördert zu haben:
aber die Verwandten, die nicht reich sind, die Forderungen
an den Verstorbenen hatten, können wohl etwas erwarten.
Möchten Sie nun [?mir] für 2 Ld. oder 10 Th p.
Bogen diese Schriften drucken? Antworten Sie mir hierauf
bald, u[nd] im Fall Sie es wollen, ob Sie einen reinlichen,
gewissenhaften Abschreiber an der Hand haben, dem
man die Mscp. anvertrauen kann, wovon das eine der Prinzess
<47:> Wilhelm gehört; denn unter der Last meiner jetzigen
Arbeiten möcht ich nicht selbst wieder der Abschreiber werden,
wie damals mit den grössten Th[eil] der Werke des Mahler
Müller.\24\
\24\ Bei Ihnen zuerst anzufragen: Reimer had
published several of Kleists works: Das Käthchen von Heilbronn (1810) and Erzählungen
(Part I 1810, Part II 1811). Tiecks own connexion with Reimer, who became
manager of the 'Realschulbuchhandlung' in 1801, dates back from 1802. He was co-editor of Novalis
Schriften (1802, 1805, 1815) and of the works of Friedrich ('Mahler') Müller (1811),
see last sentence of this passage.
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