Georg Minde-Pouet,
Briefe von, an und
über Kleist, in: JbKG (1925/26), 56-68; darin: 64f.
Eduard v. Bülow an Otto August
Rühle v. Lilienstern, Stuttgart, 11. 8. 1846
Ihre Excellenz
waren schon wiederholt so gnädig mir aus dem reichen Schatze
Ihrer Erinnerungen und Erlebnisse Mittheilungen über Heinrich
von Kleist zu machen, daß ich es hiermit noch einmal wage
Ihre Güte mit einer derartigen Frage in Anspruch zu nehmen.
Es ist mir nehmlich für gewiß versichert
worden, daß noch Briefe von Kleist an seine Todesgefährtin
Madam Vogel vorhanden sind und ein Herr von Peguelhin
dieselben mit Kleists Biographie hat einige Jahre nach der
Katastrophe herausgeben wollen; wiewohl kurz vor dem Drucke
S. M. Friedrich Wilhelm III davon gehört und die Bekanntmachung
untersagt habe.
Ist es nun wohl Ihrer Excellenz bekannt
geworden, ob dies Gerücht Wahrhheit ist? Existirt ein H.
v. Peguelhin und wer, wo ist er? Gibt es noch
Briefe Kleists an die Vogel und würde es möglich sein, sie
zur Ansicht geliehen zu erhalten, und sie zur richtigen
Darstellung des Verhältnisses diskret zu benutzen?
Ihre Excellenz würden mich außerordentlich
verpflichten, wenn es Ihre Zeit erlaubte, mir diese Fragen
mit zwei Worten zu beantworten. Ich habe Kleists Biographie
beendigt und gedenke sie mit 22 vertrauten wichtigen Briefen
von ihm noch im Laufe dieses Jahres herauszugeben. <65:>
Ich erlaube mir, Ihrer Frau Gemahlin
meine gehorsamsten Empfehlungen zu Füßen zu legen und unterzeichne
mich verehrungsvoll
Ihrer
Excellenz
ganz
ergebenster
E. v. Bülow.
Stuttgart, 11/8.
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NS.
Ich werde diesen Winter in Stuttgart verleben und ersuche
Ihre Excellenz Ihre geneigte Antwort dahin zu richten.
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