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Percy Matenko, Tieck and Solger. The Complete Correspondence (New York, Berlin: Westermann 1933), 386-

Karl Wilhelm Ferdinand Solger an Ludwig Tieck, Berlin, 13. 11. 1817

Berlin, den 13ten Nov. 1817.

Sie werden gewiß schelten, daß Ich Ihren letzten Brief so spät beantworte, mein einzig theurer Freund! Ich wollte Ihnen gern alles schicken, was Sie forderten, und kann es nun doch nicht. Spieker hat mich so sehr lange warten lassen, und schickt doch nur Ein Werk von Scott. Die Sachen von Southey sagt er, beschäftigen ihn selbst. Die Molkenkur und <387:> den Saly hat meine Schwiegermutter verliehen, und immer noch nicht zurück erhalten. Und jetzt eben, indem ich Ihren Brief wieder überlese, stoße ich wieder auf die Bemerkung über Hanbraken. Ich werde nächstens auf der Bibliothek nach dem 1ten Theile fragen, nur wollte ich die Sendung, welche die Reimerschen Leute besorgen, nicht länger aufschieben. Sie erhalten also die Kleistschen Sachen, den Scott und meine Arbeit x\1\und die kleinen Bücher über die Pariser Sammlungen, die mir nicht gehörenx. Das übrige bei nächster Gelegenheit. Shakspears Sonette u.s.w. habe ich nicht von Ihnen.
Ich muß heute sehr kurz sein, und bitte, dieses nur als eine Adresse oder Frachtbrief, nicht als einen ordentlichen Mittheilungsbrief anzusehn, den Sie nächstens erhalten. Ihre Anfrage wegen Ihrer Reisebriefe ist mir höchst schmeichelhaft. Wie könnte ich mehr geehrt werden, als wenn Sie es nicht verschmähen, es durch ein öffentliches Denkmal unserer Freundschaft zu thun. – Meine Briefe für das Journal bitte ich Sie recht ernsthaft zu kritisiren, besonders in Rücksicht der Zweckmäßigkeit, wofür ich manchmal besorgt bin. Aber vorzüglich muß ich Sie auch ermahnen, selbst Hand anzulegen, damit sich der Beginn der Unternehmung, zu der ich sehr viel Lust und Eifer fühle, nicht in die Länge ziehe.
Friedrich Schlegels Urtheil über meine Gespräche ist mir nicht befremdend. ich war überall auf Kälte und Gleichgültigkeit gefaßt. Mit seiner Concordia scheint er ja wohl etwas ähnliches zu wollen, wie wir, aber wohl praktischer und politischer. Manchmal vergeht mir ganz die Lust weiter zu schreiben, wenn ich mir so vorstelle, wie ich die Sachen zusammen künstele und niemand sich die Mühe geben mag, die Kunst zu merken. Ich komme mir vor, wie ein müßiger Witzling, dessen Pointen niemand finden kann noch suchen mag. Unterdessen laufen die Menschen haufenweise nach allem, was ihrer <388:> Plattheit entgegen kommt. Schleiermacher und de Wette und der Hof treffen freundschaftlichst zusammen in der neuen gemischten Confession, und es sind nun schon traurige Erscheinungen in dieser schönen Zeit, wenn jemand diese nicht mitmachen will.
Glauben Sie indessen nicht, daß die Hypochondrie mich zu weit treibe! Ein frischer Trunk aus der Quelle stärkt und belebt den Geist immer wieder. Meine Collegia besonders regen mich jetzt wieder recht auf. Ich habe doch manchen Schüler, der wohl nicht mehr von meiner Lehre lassen kann, und mancher ist zu mir geflohen, von ernsten und fruchtbaren Zweifeln getrieben. Diesen Winter habe ich mit einer solchen Lust zu lesen begonnen, wie fast noch nie. Ich freue mich immer auf die Stunden. Die gespannte und lebendige Aufmerksamkeit der jugendlichen, meist gescheuten Gesichter, die mich umgeben, erhält mich in der angenehmsten Erregung.
Vieles verschiebe ich auf einen baldigen, ausführlichen Brief. Meine Gesundheit ist im Ganzen gut, doch aber noch nicht völlig wie ich es wünschte. Wenn es nur frieren wollte! Das laue Wetter macht mich ganz matt. Meine Frau ist im Ganzen wohl, so auch ihre Mutter. Die Kinder sind, Gott sei Dank, herrlich frisch und gesund. Die kleine Adelheid hat unter Jauchzen und Krähen nun schon 4 Zähne bekommen. Sie ist so kräftig, daß sie gewiß bald stehn und gehn wird.
Viele Grüße an die sämmtlichen Ihrigen und alle Hausbewohner. Schhütz soll mir ja meine Schellingschen Bücher mitbringen. Es ist recht verdrießlich, daß die Sachen aus London und Paris nicht kommen. Green hat  auch noch gar nicht geschrieben.
Leben Sie wohl, theurer Freund und behalten Sie lieb

Ihren
Solger.

NS. Meine Briefe für das Journal sind noch lange nicht vollendet. Das Specielle und Polemische folgt noch, Sie sollen, denke ich, durch mehrere Stücke gehn.

\1\ Part between x-signs is inserted at the bottom of the first page.

H: PSB, folio 74, 3 pp.

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Letzte Aktualisierung 22-Jan-2003
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