Adam Müller an
Rühle von Lilienstern, Dresden, Mitte Mai 1809
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Ich habe einen Einfall, der ohne Deine Güte weiter zu mißbrauchen, mich vielleicht von
einer namlich der ökonomischen Seite frey macht. Was meinst Du, wenn ich dem Herzog
schriebe, er möge die Gnade habe mir mein Gehalt vom nächsten Jahre auf einmal
vorzuschießen; ich hätte einige Schulden machen müssen, und ich wünschte mit dem
Derangement der letzten Jahre aufs Reine zu kommen und mich nach Maasgabe
meiner literarischen Einkünfte, wenn auch spärlich doch schuldenfrey zu
leben.
Sage mir frey Deine Meinung;
ich kann meine Schulden bezahlen und behalte doch noch so viel um die Scheidung wenigstens
von Seiten des Geldes mit Freiheit zu betreiben. Wenn der Plan nichts taugt, so sage es
mir gerade heraus: in solchen Lagen greift man nach jedem Strohhalm. Die Wintervorlesungen
und das Adelsbuch müssen dann für das nächste Jahr sorgen. Antworte mir aber gleich,
denn bis 1 Uhr diesen Vormittag bin ich noch frey und kann den Brief an den Herzog für
die morgende Post schreiben. Ohne Dein Wissen wollte ich nichts thun. Schreibe nur Ja oder
Nein unter diesen Brief, und schicke ihn mir gleich zurück. Dein
AdamHMüller
- H: Antiquariat Halkyone (Hamburg); jetzt: Kleist-Gedenk-
und Forschungsstätte, Frankfurt (Oder)
D: Peter Staengle, Übersehene Kleist-Bezüge, in: BKB 13 (2000),
13-27; darin: 27
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