Wilhelm Schoof (Hrsg.), Briefwechsel
zwischen Jacob und Wilhelm Grimm aus der Jugendzeit, hrsg. von Herman Grimm und Gustav
Hinrichs (Weimar: Böhlau, 2. vermehrte und verbesserte Auflage 1963), 212f.
Jacob an Wilhelm Grimm, Napoleonshöhe, September 1810
Napoleonshöhe Donnerstags
L. W. Ich schreibe Dir schon wieder und zwar wegen eines gestern erhaltenen
übermäßig höflichen Briefes von Burchardi in Hersfeld, der Dir Logis in seinem Hause
und seinen Wagen bis nach Fulda (in einem gewissen Fall, der aber nun wohl nicht eintreten
wird) anbietet und nur bittet, daß Du ihm Deine ungefähre Ankunft vorher zu wissen tust.
Dies [sic] kannst Du also füglich nicht vorbeigehen. Du magst Dich nun hin- oder
rückwärts in H[ersfeld] aufhalten wollen. Sein Brief war liegengeblieben, datiert vom
2ten und gestern erst erhielt ich ihn, vermutlich durch Duisings Schuld. Schreib ihm also
auch eine Entschuldigung von meiner Seite, daß ich ihm seinem Wunsch nach nicht früher
geantwortet habe. Ich hätte es nun den Umständen nach selbst für zu spät gehalten und
werde nächstens meine Schuld abtragen.
Gestern kommt auch ein Brief
von Arnim, vom selben Datum wie der frühere des Clemens. Er hat mich sehr gefreut. Seine
Kantate arbeitet er <213:> erst neu aus, und will sie dann mit den böhmischen
Volksbüchern senden, als deren Mitkäufer er sich hier ankündigt. Ölenschlägers
Übersetzung will keiner verlegen, weil der Vf. selbst in zwei Sprachen zu erscheinen
pflege. Aber denk, der Hitzig hat schon eine Ausgabe der spanischen Romanzen angezeigt,
sonst hätte meine Reimer gern genommen. Vielleicht läßt sich doch noch was
tun. Arnim zieht ungeheuer über Dante los, dessen Buch ihm unerträglich
vorgekommen, die Nürnberger Henkersgeschichten seien dafür anders lieblicher. Kleist sei
auch eine Art Dante und proponiere jetzt ein Abendblatt. Über Böhmen und Christian
spricht er nicht viel von Clemens verschieden.
In größter Eile adieu
Dein J.
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