Arno Barnert
in Zusammenarbeit mit Roland Reuß und Peter Staengle, Polizei
Theater Zensur. Quellen zu Heinrich
von Kleists Berliner Abendblättern, in: BKB
11 (1997), 29-353; darin: 351
Karl August v. Hardenberg an Johann August
Sack, Berlin, 26. 3. 1811
<27r>
Bei näherer Prüfung der mir von Ew. Hochwohlgeboren
unterm 20ten dieses Monats eingesandten
Verzeichniße der im Preußischen Staate herauskommenden
periodischen Schriften, welche ich jedoch noch durch
die zurückgebliebenen Materialien der Liegnitzer und
Potsdammer Regierungen zu vervollständigen
bitte, habe ich mich überzeugt, daß keine derselben
sich für die höhere Zensur eignet, indem ihre eigentliche
Tendenz weder die Staats-Verfaßung oder Verwaltung
betrifft, noch zugleich in höherer politischer Beziehung
dem Staate wichtig wird, hierin aber nach der Allerhöchsten
Kabinets-Ordre vom 25ten Februar
dieses Jahres die Gränzlinien der höhern Zensur zu
suchen sind.
Es
kann daher nur darauf ankommen, ob einzelne Aufsäzze
in den jetzt bestehenden Zeitschriften oder neue Werke
und Flugblätter zu letzterer zu verweisen sein werden
und bei den von Ew. Hochwohlgeboren bereits früherhin
getroffenen Anordnungen und Einleitungen scheint es
mir kein Bedenken zu leiden, daß den bisherigen Zensoren,
bei der ihnen obliegenden Responsabilität, die Beurtheilung
überlaßen werden muß, in welchen Fällen die Nothwendigkeit
der Verlegung zur höhren Zensur eintritt.
Ich
ersuche daher Ew. Hochwohlgeboren nunmehr wiederholentlich
hiernach die weitern Verfügungen an sämmtliche betreffende
Behörden gefälligst zu erlaßen und bemerke nur noch,
daß die zur höhern Zensur ein zu sendenden Schriften
an den StaatsRath Gruner adreßirt werden
können.
Berlin
den 26ten März 1811.
Hardenberg
An
des Königlichen Geheimen Staats-
Raths, Herrn Sack,
Hochwohlgeboren
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pd 29 Mrz 11. S Exc Köhler 418./pCO |
H: GStA-PK,
Sign.: HA I, Rep. 77, Tit. 1, Nr. 1, Bl. 27
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