Arno Barnert in
Zusammenarbeit mit Roland Reuß und Peter Staengle, Polizei
Theater Zensur. Quellen zu Heinrich von Kleists Berliner
Abendblättern, in: BKB 11 (1997), 29-353; darin: 326f.
Emilie Herbst an Friedrich Wilhelm III., Berlin, 5. 1. 1811
<47r>
Allerdurchlauchtigster
Großmächtigster König!
Allergnädigster König und
Herr!
Ew: Königliche Majestät wird mein traurig Schiksal nicht fremd sein, welches mich
unverschuldet in der Vorstellung der Schweizer Familie traf, und öffentlicher Schande
preißstellte. Dürfte ich, wegen so gekränktem Ehrgefühl, eine Bitte, in tiefster
Ehrfurcht, an Ew: Majestät wagen, um einer Rettung, meines lebenslänglichen
Mißgeschiks, mich zu trösten; so lege ich voll Vertrauen, Ew: Majestät, dies
unterthänigste Gesuch zur huldvollsten Erhörung zu Füßen:
Den Befehl allergnädigst zu
ertheilen, daß ich in derselben Oper:
Die Schweizerfamilie zum
erstenmal wieder auftreten darf.
Diese Erhörung allein, würde mich von einem Geschik befreien, dessen Folgen mich selbst
auf jeder anderen Bühne verfolgen würden, wenn mir auch noch das traurige Loos
einer gänzlichen Entfernung von hier, zu Theil werden sollte, was ich alles, ohne die von
Ew: Majestät erflehte Gnade befürchten muß. Voll Hoffnung u. Vertrauen dieser
allergnädigsten Gewährung seh ich meinem wiederkehrenden Glük entgegen und <327:>
ersterbe in tiefster Ehrfurcht
Ew: Königliche Majestät
allerunterthänigste
Emilie Herbst.
Sängerin am Königlichen
National-
Theater.
Berlin d. 5tn Januar 1811.
<Aktenvermerk:>
An den Staats-Canzler Freÿherrn von Hardenberg
Berlin den 19tn Jan 1811.
S K Majestät machten beÿ dem Vortrage dieser Bittschrift die Bemerkung, daß dem
Vernehmen nach, die Supplicantin für das Riga er Theater engagirt
seÿ; Allerhöchstdieselben wollen Sich auf alle Fälle in diese Angelegenheit der Dslle Herbst
nicht mischen. |
prs:28.Jan.11
No 884.A
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H: GStA-PK, Sign.: HA I, Rep. 74, J, XI, Nr. 1,
Bl. 47
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