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Ewr Königl. Majestät haben uns dem FeldMar schall
^Grafen^ von Kalckreuth und dem Staats Canzler
von Hardenberg allergnädigst zu befehlen
geruhet, den am 26ten Novbr.
im Schauspielhause vorgefallenen Unfug zu untersuchen,
und dann allergehorsamst Bericht abzustatten.
Es
ist solchem genauer nachgeforscht worden, zweÿ und
zwanzig Personen meistens Offiziere und wenig vom
Civile sind verhört, und legen wir Ewr. Königl. Majestät
einen Auszug aus den Acten allerunterthänigst zu Füßen.
Aus
solchem erhellet, daß sich der Major von Moellendorff
der schon ehedem im Theater dominiren wollen, sich
jetzt an die Spitze seiner Gesellschaft gesezt, die
sich oft in seiner Wohnung versamelt, wo vorher beschloßen
worden, die Schauspielerin Herbst sowohl
aus Misfallen über sie selbst, als auch wegen der
Abbitte <304:> beÿ der Demoiselle Herbst,
Genugthuung zu erlangen, zu welcher der Gÿmnasiast
von Thümen um am 21ten
gepocht zu haben, von dem Polizeÿ Offizianten Holthoff
gezwungen worden. Die verbundene Moellendorffsche
Gesellschaft hat sich zugleich im Theater ein gefunden,
und in der Fremden Loge, zu welcher der Lieutenant
Graf von Hertzberg ehedem beim Regi ment
Gens darmes Sieben Entrée
Billets genommen hatte, ist von demselben das
Signial zu Pochen Pfeifen pp gegeben worden.
Hieraus folgt, daß der Major von Möllendorff
nicht füglich ohne weitere Unruhe zu ver
muthen
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muthen, in Berlin bleiben könnte, welche unmaas gebliche
Meÿnung wir Ewr. Königl. Majestät aller höchster Einsicht
allerunterthänigst submittiren. Treulich haben sich
unter den Denunzirten einige als seine An hänger bewiesen.
Außer den schon benannten Lieutenant Graf Hertzberg
der Rittmeister von Werder I. außer Dienst
der auch schon seitdem wieder Lärm im Bufait des Schauspielhauses
gehabt, und sich nur mit Mühe in den Maasregeln des
Major du jour gefügt hat. Der Rittmeister
von Werder II. ehedem im Regiment Rouquette
der nur zu Besuch hier ist, und nach Ziesar
gehört.
Diese
beÿde werden ebenfalls nicht füglich in Berlin bleiben
können. Nicht weniger ist der Particulier
Graf Blankensee implicirt. Lieutenant von
Wirsbitzki hat gefehlt, die Gnade welche
Ewr. Königl. Majestät ihm wiederfahren laßen, hier
den Militair Unterricht beÿwohnen zu dürfen, nicht
gerechtet. Der Lieutenant von Natzmer ist
bereits nach Patschko abgegangen. Der Capitain
von Klitzing im General Staabe und der Lieutenant
von Neuhauss im Jäger Garde Bataillon
werden für ihre Uebereilung, sich in Sachen zu mischen,
die ihnen nichts angehen, zurecht zu weisen seÿn.
Die Theilnahme der übrigen Denunzirten an der Unordnung
ist dabeÿ so wenig bedeutend daß wir Ewr. Königl.
Majestät allerunterthänigst bitten, deswegen keine
Ungnade auf sie zu werfen.
Berlin
den 16ten Decbr. 1810.
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Nach mündlicher Rücksprache mit d Hrn Feldmarschall
Cessat
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