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[ DOKUMENTE UND ZEUGNISSE ]

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Arno Barnert in Zusammenarbeit mit Roland Reuß und Peter Staengle, Polizei – Theater – Zensur. Quellen zu Heinrich von Kleists „Berliner Abendblättern“, in: BKB 11 (1997), 29-353; darin: 302f.

Friedrich Adolf v. Kalckreuth an Karl August v. Hardenberg, Berlin, 16. 12. 1810

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Ich habe die Ehre Ewr. Exzellenz den Vorschlag zu näherm gemeinschaftlichen Bericht an Sr. Majestät den König in Ansehung der am 26ten Novbr. c. im Schauspielhause vorgefallenen Unordnung gantz gehorsamst zurükzuschikken. Ich habe aber selbige noch nicht unterschrieben, weil ich mir erlaube, Ewr. Exzellenz des Falls noch vorher eine gehorsamste Vorstellung vorzulegen.
In Ansehung der Hwgb. Offiziers und der zu dieser Gesellschaft gehörigen finde ich die Entscheidung überaus milde, bin aber weit entfernt, anzutragen, solche zu erschweren. Daß der Major von Möllendorff ein Ruhestöhrer ist, der hier nur Unruhe stiften würde, liegt aus den Acten klar am Tage. –
Für den Commandanten und den Platz Major würde ich aber den Ausspruch äußerst hart finden, jedoch ohne abzulehnen, daß sich der Major du jour von Both gegen den Rittmeister von Werder hätte kraftvoller benehmen können. Diese Entscheidung zeugt blos von einer Animosität des Polizeÿ-Presidenten Gruner gegen das Gouvernement der Lezteres so gern für einen seiner Polizeÿ-Offizianten ansehen möchte, das Ewr. Exzellenz bereits aus meiner gegen denselben geführten Klage ersehen haben werden. Der Commandant Oberst von Brauchitsch hat nichts oder sehr wenig versehen, wie es Hwgb. p Gruner durch d Hwgb. Geheimen Staats-Rath von Sack zu verstehen geben will. So wie derselbe damahls die Anzeige der zu erwartenden Unruhe bekam, hat er sie mir gleich angezeigt, worauf ich denselben ersuchte, nebst den PlatzMajor ins Schauspielhaus zu gehen und

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und jede Unruhe zu steuren, das er dadurch bewiesen hat, daß er den Lieutenant von Wirsbitzki aus <303:> dem Schauspielhause verwiesen. Ich weiß sehr wohl, daß der französische Commandant Hullin aus der Loge herunter geschrien hat, arretez! arretez! Ob dieses hier anzuwenden gewesen seÿn würde, will ich nicht erörtern. Der PlatzMajor ist gantz unschuldig, der hat gegen Leute die kein Gehör gegeben, alles gethan was er konnte. Mein unmaasgeblicher Vorschlag ist demnach, den Commandanten Obrist von Brauchitsch gantz außer Schuld zu laßen, derselbe ist so gestraft genug, wenn er auch versäumt haben sollte, etwas mehr auf sich zu nehmen, daß er solchen unangenehmen Auftritten beÿgewohnt, und daß er jetzt nach der elenden Critik die erbärmlichsten Flugblätter ohne sie hindern zu können, dulden muß. Gleichfalls bin ich nicht der Meÿnung, daß die Schweitzer Familie mit derselben Besetzung wieder gegeben werde, sie würde nur zu neuem Verdruß und Auftritte Anlaß geben; eine Sache, die sicher übel riecht, wird durch Berühren ärger; ich werde wenigstens nicht dazu rathen, ohne mit bewafneter Hand kraftvoll zugegen zu seÿn. Hiernächst lautet auch der Auftrag Sr. Majestät des Königs über die Unruhestifter zu entscheiden, nicht aber über den Commandanten. ppp.
Berlin den 16tn Xbr. 1810.
Kalckreuth

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P.S.

Wenn Ewr. Exzellenz gewogenst erlauben, so lege ich hier ein Chema beÿ, wie ich meinen Bericht eingerichtet haben würde, wenn er von mir allein abhinge: ich würde solchen im kurzesten Auszuge aus den Acten beÿgefügt haben, jedoch unterlege ich diesen Gedanken Ewr. Exzellenz beßerer Einsicht. –
Kalckreuth

H: GStA-PK, Sign.: HA I, Rep. 74, J, XI, Nr. 1, Bl. 16-17

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Letzte Aktualisierung 22-Jan-2003
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