Wilhelm Amann, Der edle Unglückliche. Fouqué
über Kleist, in: BKB 12 (1999), 33-99; darin: 52
Fouqué an Ernst Friedrich Peguilhen,
Nennhausen, 12. 12. 1811
Nennhausen, am 12 10br.
11.
Das edle Vertrauen, mit welchem Sie mich ehren, mir
unsres seeligen Freundes letzte
Worte anvertrauend, hebt mich über alle Schwierigkeiten
weg in Ihre Bekanntschaft, und ich rede Sie auch demzufolge
ohne Weiteres aus vollem dankbaren Herzen an, um so mehr, da
mir Hitzig Ihre Antwort an ihn mitgetheilt hat, und die Gabe
durch die Art des Gebens noch erhöhet ward. Ich bin innig erschüttert
vor der furchtbar sichern Kraft, mit welcher unser Heinrich
einem Leben Fahrewohl sagen konnte, in welchem noch so viele
Kränze auf ihn warteten, so viele liebevolle Herzen ihm entgegenschlugen.
Gebieten Sie über mich, wenn ich im Stande bin, Ihnen auf irgend
eine Weise für das Andenken des edlen Gefallenen behülflich
zu sein. Ungemein würden Sie mich verpflichten, wenn Sie mir
etwas Näheres über das Trauerspiel, der Prinz von Hessen Homburg
mittheilen könnten, eine Dichtung, von welcher mir Heinrich
in seinem letzten Briefe
sehr anregende und begeisternde Worte schrieb. Haben wir Hoffnung,
diesen theuern Nachlaß gedruckt zu sehen?
Der Brief folgt
mit innigstem Danke anbei zurück. Ich hoffe noch in diesem Winter
Ihnen in Berlin mündlich die Versicherung meiner ausgezeichneten
Achtung und Ergebenheit wiederholen zu können.
La Motte-Fouqué.
Nach den Kollationsnotizen
Georg Minde-Pouets in seinem Exemplar von E besteht der
Brief aus vier Seiten und füllt eine Seite; Adresse: An
/ Herrn Kriegsrath Peguilhen / Wohlgeborn.
letzte Worte anvertrauend]
durch Hitzig hatte Fouqué den an Peguilhen gerichteten Brief
Kleists und Henriette Vogels zur Einsicht erhalten
letzten
Briefe] Kleists Brief vom 15.8.1811.
Der Brief] Fouqué
übersandte den Abschiedsbrief Kleists zusammen mit seinem Schreiben
an Peguilhen in dem auf den gleichen Tag datierten Brief an
Hitzig zurück.
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